Kurz vor seinem fruhen Tod 1819 hielt Solger in Berlin Vorlesungen uber Asthetik, die schon der Gegenstand seines Hauptwerks, des Dialogs "Erwin. Vier Gesprache uber das Schone und die Kunst", gewesen war. Anders als der komplexe Dialog sind jedoch die Vorlesungen, die nur in einer 1829 veroffentlichten Nachschrift seines Schulers K.W.L. Heyse uberliefert sind, sehr viel zuganglicher und verstandlicher gehalten.In drei Teilen entwickelt Solger hier eine spekulative asthetische Theorie, deren systematischen Mittelpunkt der romantische Begriff der Ironie bildet. Im ersten Teil ("Vom Schonen") geht es um den Begriff der Idee des Schonen, der zweite handelt "Von der Kunst" im Allgemeinen, der dritte von den "besonderen" Kunstformen, die er nach universellen (Poesie), vom Symbol getragenen (Skulptur, Architektur) und von der Allegorie bestimmten (Malerei, Musik) Kunstformen unterteilt. Einen Hohepunkt seiner asthetischen Reflexion bildet eine von profunden literarischen Kenntnissen getragene Theorie des Tragischen.Solgers Asthetik versucht eine Brucke zwischen Romantik und Idealismus zu schlagen und wurde von den Philosophen der Hegel-Schule wie Rosenkranz und Vischer sowie von Dichtern wie Heine und Hebbel als die "andere" Asthetik des deutschen Idealismus betrachtet. Sie fut auf der Hinfalligkeit des Schonen und auf der systematischen Ausarbeitung eines tragischen Ironie-Begriffs. Daruber hinaus entwickelt Solger eine Lehre vom Symbolischen und Allegorischen als dialektisch ineinander verflochtene Strukturbegriffe der Kunst sowie das erste deduktive System der Kunste, das die einzelnen Kunste und kunstlerischen Fahigkeiten, wie Sinnlichkeit, Phantasie, Witz oder Enthusiasmus, in einen koharenten hierarchischen und organischen Zusammenhang bringt.